Unser Schützenheim seit 2002

„Es gibt wohl kaum ein Ereignis, das den Gemeinschaftssinn und die Heimatliebe der Altkirchnerinnen und Altkirchener beeindruckender un­ter Beweis stellt, wie der Bau des neuen Hauses der Dorfgemeinschaft an der Oberbiberger Straße, wie es amtlich heißt. Für die Altkirchener ist es frei­lich das Neue Schützenheim.“

Texte: Reinhold Löschinger, Helmut Berthhold, Hermann Groeneveld

Bis zum 6. Januar 2002, also fast 40 Jahre, war der Verein im ehemaligen Mesner-Anwesen als Mieter zuhause.

Mit 80.000 DM und ungezählten Arbeitsstunden wurden die Schießanlagen von anfangs drei auf schließlich 19 Schießstände ausgebaut. Josef Ruml bot dem Verein das Objekt zum Kauf an, aber die Verhandlungen scheiterten. Nun erinnerten sich die Altkirchener an die Eingemeindungs-Vereinbarung mit der Gemeinde Sauerlach aus dem Jahre 1976. Darin wurde die Schule als Gemeinschaftshaus für die Einwohner der ehemaligen Gemeinde Eichen­hausen festgeschrieben. Das Schulhaus war vor einigen Jahren verkauft worden, sodass die Gemeinde in der Pflicht stand Ersatz zu schaffen. Ein Auszug aus der Vereinbarung zwischen den Gemeinden Eichenhausen und Sauerlach anlässlich der Zusammenlegung bei der Gemeindegebietsreform regelt: „Das ehemalige Schulhaus in Altkirchen soll für örtliche Zwecke als zu­künf­ti­ges Bürgerhaus erhalten bleiben, weil der Pachtvertrag für das jetzige Schützenheim in Altkirchen in 6 Jahren abläuft und eine Verlängerung desselben nicht gesichert ist. Eine evtl. Weitervermietung soll vorzugshalber an Einwohner der jetzigen Gemeinde erfolgen“. Diese Regelung öffnete die Tür zu einer stra­te­gischen Lösung.

Für ein Einheimischenprogramm überließ Franz Schmid der Gemeinde 5.000 m2 Baugrund zwischen Argeter und Oberdorfer Weg. Aus dem Erlös des Programms er­warb die Gemeinde von der Familie Killer ein 1.941 m2 großes Grundstück an der Oberbiberger Straße, überließ dieses in Erbpacht für 99 Jahre dem Schüt­zen­verein, übernahm die Kosten bis zur Bauplangenehmigung und stellte den Rest aus dem Erlös in Höhe von 800.000 DM für den Bau eines neuen Schüt­zen­hei­mes zur Verfügung. Die Arbeit des Architekten Robert Wieser stand unter dem Motto: „Konzeption eines gesellschaftlichen Mittelpunktes des Dorfes“. Irmgard Bail, Groß­ei­chen­hau­sen brachte sich mit ihren Erfahrungen als Bauzeichnerin ein. Die Bauleitung übernahm ein von den Altkirchenern gewählter Bau­aus­schuss: Valentin Portenlänger (1. Vorsitzender, Gemeinderat), Martin Diesl jun. (Finanzen), Hans Gruber (Bauleitung), Walter Gigl (1. Bürgermeister, Vertreter der Gesamtgemeinde), Josef Jaud und Rober Spinnler (Gemeinderat), Sebastian Ailer, Josef Bail, Franz Beil, Gumpertshausen, Franz Beil, Altkirchen und Georg Portenlänger (Schützen). Valentin Portenlänger kam dabei eine Schlüsselrolle zu: Seinem unermüdlichen Einsatz ist zu verdanken, dass der Bau in so kurzer Zeit fertig gestellt werden konnte.

Oft fuhr er von Haus zu Haus, um freiwillige Helfer zu mobilisieren. Am 25. April 2001 konnte mit dem Erdaushub begonnen werden und schon am 14. August fand mit 140 Personen die Hebauf-Feier statt. Der Bau machte so gute Fortschritte, dass bereits am 18. Januar 2002 die erste Veranstaltung stattfand: Martin Kiendl aus Großeichenhausen feierte seinen 30. Geburtstag. Beim Rosenmontagsball am 20. Februar wurden bereits 250 Gäste gezählt. Die offizielle Einweihung fand am 2. Oktober 2002 mit einen Festgottesdienst statt. Viele Gäste, Nachbarvereine und Freunde waren geladen. Gottesdienst und Einweihung wurden vom Männerchor Arget–Sauerlach musikalisch umrahmt. Sebastian Ailer (1. Schützenmeister) hielt eine viel beachtete Rede und Bürgermeister Walter Gigl nannte es „ein schönes Haus an einem schönen Platz“. In der Tat überrascht die Innenausstattung, wie könnte es für Altkirchen auch anders sein, mit Superlativen: Das große Haus hat eine gesamte Nutzfläche von 1.100 m2. Das gemütliche Stüberl mit Kachelofen, das sich durch raffinierte Trennwände in einen Saal verwandeln lässt, ist das Glanzstück. Die kunstvolle Deckengestaltung ist das Gesamtwerk aller Schreiner von Altkirchen unter der Federführung von Markus Wiedl. Im Keller befinden sich 12 Schieß­stän­de, für Großveranstaltungen wie Gauschießen, kann in den Speicherraum ausgewichen werden mit nochmals sieben Ständen. Für die Jugend ist ein Raum mit separatem Eingang vorgesehen, der zum Billard- und Kickerspielen einlädt. Musikgruppen finden einen eigenen Probenraum vor, Küche und Schänke sind aufs Modernste eingerichtet. Geheizt wir selbstverständlich umweltfreundlich mit Hackschnitzel, 70–80 m3 pro Jahr, die von den Waldbauern des Ortes gesiftet werden. Hermann Kleber, Gumpertshausen stellt unentgeltlich seine Häckselmaschine zur Verfügung, die Arbeit verrichten die Schützen selbst. Nach Fertigstellung des neuen Hauses konnten die Schützen eine stolze Bilanz vorweisen: Der Kostenvoranschlag sah 2.090.000 DM vor. Die zur Verfügung stehenden Mittel beliefen sich auf 1.125.000 DM. Schon bei der Planung stellte sich heraus, dass das Projekt nur mit sehr viel Eigenleistung der Dorfgemeinschaft realisiert werden konnte. Um die Finanzierungslücke zu schließen, leisteten die Einwohner 17.000 freiwillige Arbeitsstunden und bewältigten damit den gesamten Innenausbau. Alle Altersgruppen, Frauen und Männer, waren bei den Helfern vertreten, vom 12-jährigen bis zu 70-jährigen rüstigen Rentnern.

Einen erheblichen Beitrag leisteten verschiedene Firmen wie z.B. die Fa. Gruber mit dem unentgeltlichen Aufstellen des Dachstuhls. Das Holz dafür hatten orts­an­sässige Waldbauern gespendet, den Zuschnitt besorgte kostenlos das Sägewerk Josef Trischberger, Gumpertshhausen. Mit dem Neuen Schützenheim wurde für Altkirchen und nicht zuletzt für die Gemeinde Sauerlach ein attraktives Veranstaltungslokal geschaffen. Die Bewirtung und Pflege des Gebäudes erfolgt, wie schon im Alten Schützenheim, in Eigenregie. Anni Portenlänger und Sebastian Ailer sind schon seit 1978 die Wirtsleut‘, die ihre Arbeit unentgeldlich verrichten, wie auch ihre
fleißigen Helferinnen Maria Portenlänger, Erika und Karin Portenlänger, Elfriede Portenlänger, Monika Bail, Barbara Beil, Annemarie Roth und viele andere.

Texte: Reinhold Löschinger, Sauerlach; Helmut Berthhold, Arget; Hermann Groeneveld, Altkirchen
Fotografie & Gestaltung: Hermann Groeneveld, Altkirchen